Zwischen der Linse des Fotoapparates und dem Motiv, das für ein Bild bestimmt ist, gibt es keine direkte Verbindung. Immer tritt ein zusätzliches Medium hinzu, das zwischen der Linse und ihrem Gegenüber zur Wirkung kommt. Dies können feste oder flüssige Oberflächen sein, in denen sich ein Motiv spiegelt, oder dann feste wie auch flüssige Stoffe, die durch ihre Eigenschaften dem Effekt von Filtern nahe kommen. Häufig ist es das eine und andere zugleich.
Grundlage dieses quasi Material befragenden Vorgehens ist der physikalische Vorgang der Reflexion, worunter die Eigenschaft von Gegenständen verstanden wird, je nach Material und Art der Oberfläche mehr oder weniger Teile des auf sie fallenden Lichtes zurück zu werfen. Ebenso essentiell kann aber auch der Grad der Lichtdurchlässigkeit eines Stoffes sein, weil dieser analog zur Reflexion die Art der Abbildung eines Motivs wesentlich zu beeinflussen vermag.
Durch diese Form des Fotografierens verlieren die Dinge ihr vertrautes Erscheinungsbild. Sie können nicht mehr in einem der alltäglichen Wahrnehmung entsprechenden Modus wahrgenommen werden, da das hinzukommende Medium ihre Erscheinungsweise in einer oftmals nicht voraussehbaren Gestalt abwandelt. So werden mannigfaltigste Materialien mit einer je eigenen Oberflächentextur oder Beschaffenheit einbezogen, die sich dann in unterschiedlichem Stärkegrad in den abzubildenden Ausschnitt einschreiben bzw. diesen verfremden.
Diese Verfahrensart ist nicht von dem subjektiven Gefühl zu trennen, der direkt abgebildeten Welt - also der allzu oft platten Wiedergabe optischer Wirklichkeit - überdrüssig geworden zu sein. Gerade im heutigen Zeitalter der Omnipräsenz von makellos konstruierten Bildern drängt sich die Frage auf, ob die Welt fotografisch wieder in ein unverbrauchteres Licht gerückt werden kann. Das hier Gezeigte kann als Versuch gewertet werden, dem Vorhandenen mit den Mitteln einer dritten Instanz abermals etwas Unerschöpftes abzutrotzen.
Die Arbeit ist dabei eine formal-konzeptuell ausgerichtete und will sich nicht auf bestimmte inhaltliche Schwerpunkte fokussieren. Sie kann und soll thematisch keinem expliziten Gebiet zugeordnet werden. Im Zentrum des Interesses steht die mittelbare fotografische Abbildungsmöglichkeit als solche unter den jeweiligen Bedingungen eines hinzu kommenden Mediums. Das eigentliche Ziel der Fotografie, nämlich die Wiedergabe des Vorhandenen, bleibt auch bei diesem Verfahren intakt, wenn auch die Aufmerksamkeit jenen Sichtbarkeiten gilt, die dem alltäglichen Blick zumeist entgehen.